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Pflanzen- und Tierwelt

Ein Seeadler, der majestätisch über den Himmel segelt, das Geräusch einer Gruppe von Schweinswalen, die die Wasseroberfläche durchbrechen oder der Anblick einer Herde wilder Rentiere in der Ferne – je vorsichtiger du dich durch die Landschaft bewegst, desto größer ist die Chance auf tolle Naturerlebnisse.
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Landschaft und Geologie

Die Landschaft hier wurde über Jahrtausende von Wasser und Eis geformt. Das Wasser grub sich immer weiter in die Landschaft. Geröllkegel, Flussläufe, Schneelawinen und Felsrutsche erzählen von den Naturkräften, die dieses Gebiet noch immer formen – wir leben in lebendiger Geologie!

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Geschichte der Fjorde

Vor über 66 Millionen Jahren war diese Landschaft eine flache Ebene. Allmählich begannen die Landmassen sich zu heben, bis sie ein hohes, zusammenhängendes Gebirgsmassiv bildeten. Die steilere Landschaft erleichterte es den Flüssen, sich immer tiefer in den Untergrund einzugraben. Insbesondere dort, wo der Berg bereits Risse hatte oder die Substanz schwächer war, entstanden Klammen, Schluchten und Kerbtäler. Vor rund 2,6 Millionen Jahren begann die erste von etwa 40 Eiszeiten. Riesige Gletscher legten sich über das Bergmassiv. Gletscher und Schmelzflüsse bearbeiteten die Landschaft weiter und formten die v-förmigen Kerbtäler zu u-förmigen Trogtälern mit steilen Seitenhängen um. An einigen Stellen entstanden sogenannte Hängetäler. Dabei handelt es sich um Seitentäler, die oberhalb der Talsohle des Haupttals liegen und über eine Stufe in dieses münden. Die Gletscher in den Hängetälern waren kleiner und konnten den Felsuntergrund daher nicht so stark eintiefen wie die großen Talgletscher des Haupttals. Als die Gletscher schmolzen, drängte das Meer in die Täler hinein und die Fjorde entstanden. In eisfreien Perioden formten Fels- und Erdrutsche die Berghänge. Das Ergebnis ist die Landschaft, die wir heute vor uns sehen: tiefe Fjorde, üppige Täler, steile Berghänge sowie Berggipfel und Hochebene, die alle auf einer Höhe liegen. Die Gipfel sind das, was von der Flachebene zu Zeiten der Dinosaurier übrig ist. Noch immer gibt es im Hochgebirge einige kleinere Gletscher und ewige Schneewehen. Der größte von ihnen ist der Fresvikbreen (15 km2) westlich des Nærøyfjords. Verglichen mit großen Gletschern wie dem Jostedalsbreen gilt er allerdings als klein.

Steinhartes Gebirge

Das Gestein, aus dem das Gebirge besteht, wurde allerdings deutlich früher gebildet, und zwar vor mehreren hundert Millionen Jahren während der sogenannten kaledonischen Gebirgsfaltung. Zu jener Zeit kollidierten die afrikanisch-europäischen und die amerikanischen Landmassen. Riesige Schollen aus verschiedenen Gesteinsarten des Grundgebirges wurden zusammengeschoben und zu harten Gesteinsarten wie Gneis, Gabbro, Mangerit und Anorthosit umgewandelt. Einige dieser Gesteinsschollen wurden mehrere hundert Kilometer verschoben, über jüngere, weichere und nährstoffreichere Gesteinsarten. Eine dieser sogenannten Überschiebungsdecken ist die Jotundecke. Es ist diese viele Kilometer dicke Gesteinsdecke, die du hier in der Nærøyfjord-Region findest. Dieses robuste Grundgestein ist äußerst widerstandsfähig gegenüber Wind- und Wettereinwirkungen, was auch der Grund dafür ist, dass die Berge hier deutlich höher sind als sie es mit einem schwächeren Grundgestein wären.

Lebendige Landschaft

Man gerät leicht in Versuchung, sich Berge und Landschaften als etwas Konstantes und Unbewegliches vorzustellen. Hier in der Gegend um den Nærøyfjord leben die Menschen allerdings wirklich in lebendiger Geologie. Eis, Schnee und Wasser haben sich in die Landschaft gegraben und formen sie. Die Einheimischen haben gelernt, mit aktiven geologischen Prozessen wie Lawinen, Überschwemmungen, Felsrutschen und Erosion zu leben. Dies ist auch einer der Gründe, warum das Gebiet auf der UNESCO-Welterbeliste steht: Es ist ein Zeugnis für die andauernden geologischen Prozesse, die die Landschaft formen. Während der nächsten Eiszeit werden sich die Fjorde noch weiter und tiefer in die Landschaft graben.

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Blick auf den Fjord mit schneebedeckten Bergen

Wilde Rentiere

In den Bergen rund um den Nærøyfjord leben mehrere Rentierherden. Die wilden Rentiere werden oft als Nomaden der Berge bezeichnet und sind darauf angewiesen, über große, zusammenhängende Berggebiete wandern zu können, um das ganze Jahr über genügend Nahrung zu finden. Die Jagd auf wilde Rentiere ist ein wichtiger Teil der Kultur in der Nærøyfjord-Region.

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Geschichte

Als sich das Eis nach der letzten Eiszeit zurückzog, wanderte das Rentier nach Norwegen ein. Für die hier lebenden Menschen ist es seit jeher eine wichtige Ressource für die Herstellung von Nahrung, Werkzeug und Kleidung.Wer weiß, wonach er suchen muss, kann in den Bergen zahlreiche Spuren der Jagd auf wilde Rentiere entdecken. Tiergräber, Leitzäune und Bogenauflagen sind über weite Bereiche des Berggebiets verteilt. Sie bilden oft große, zusammenhängende Systeme, die beweisen, dass die Menschen, die sie einst bauten, gut über die Wanderrouten der Rentiere Bescheid wussten. In Norwegen wurden Fanganlagen gefunden, die an die 10 000 Jahre alt sind! Die meisten Anlagen, die man heute in den Bergen finden kann, stammen allerdings aus der Zeit von 500 bis 1350 n. Chr. Die Fanganlagen sind nicht markiert, und für ein ungeübtes Auge kann es schwierig sein, einen gemauerten Leitzaun von einer natürlichen Steinansammlung zu unterscheiden. Daher solltest du die Steine in den Bergen nicht aufheben und woanders ablegen, um nicht zu riskieren, dass alte Kulturdenkmäler zerstört werden.

Biologie

Im Winter ernähren sich die Rentiere von Flechten, die sie bis zu 60 cm unter dem Schnee riechen können. Ihr Fell ist dreimal so dicht wie bei anderen Hirscharten und isoliert effektiv gegen die Winterkälte. Die speziellen Hufe wirken im losen Schnee wie Schneeschuhe. Im Frühjahr folgen die Rentiere der Schneeschmelze den Berg hinauf, um an die frischesten und nahrhaftesten Sprossen zu kommen. Nach der Paarungszeit im Herbst trennen sich die Geschlechter und bilden Bockherden und Aufzuchtherden (mit Weibchen, Jungtieren und Kälbern). Das Kalben findet im Mai in einer hügeligen Landschaft hoch oben in den Bergen statt, und schon nach wenigen Tagen ist das Kalb in der Lage, die Mutter auf ihrer Wanderung zu den Sommerweidegründen zu begleiten.

Nimm Rücksicht!

Wilde Rentiere sind scheue Tiere und sehr anfällig für Störungen durch den Menschen. Straßen, viel genutzt Wege und Hüttenansammlungen sind effektive Barrieren für wilde Rentiere. Die vier ursprünglichen Wildrentiergebiete in Norwegen sind heute in 24 kleinere und mehr oder weniger isolierte Gebiete unterteilt. Das macht die Rentiere besonders verwundbar gegenüber anderen Herausforderungen wie etwa dem Klimawandel. Wenn du in den Bergen wilde Rentiere siehst, halte Abstand, damit du die Tiere nicht erschreckst und sie sich gezwungen sehen zu fliehen.

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Reinsdyr-i-svøfug—Knut-Fredrik-Øi

Bewohner des Fjordes – Meeressäuger

Der neugierige, runde Kopf einer Robbe an der Wasserfläche, das charakteristische Blasgeräusch einer Herde Schweinswale, ein majestätisch über den Fjord hinweg segelnder Seeadler – wer wachsam ist, für den hält der Fjord fantastische Naturerlebnisse bereit.

Zwei Küstenrobbe.

Robben

Sowohl der Aurlandsfjord als auch der Nærøyfjord stellen wichtige Lebensräume für Seehunde dar. Der Seehund ist unsere häufigste Küstenrobbe, und nicht selten kannst du ihn in kleinen Gruppen auf Felsen liegen sehen oder die kleinen runden Köpfe schwimmender Robben über der Wasseroberfläche des Fjordes erspähen. Zählungen deuten darauf hin, dass die Zahl der Seehunde in der Region in den letzten Jahren zurückgegangen ist, und eine mögliche Ursache könnte die ständige Störung durch Touristenboote sein.

Schweinswal

Der gewöhnliche Schweinswal ist ein kleiner Zahnwal und der zahlenmäßig häufigste Wal entlang der norwegischen Küste. Er ist etwa anderthalb Meter lang und hat einen dunkelgrauen Rücken und eine hellere Unterseite. Häufig kannst du den Schweinswal in kleinen Herden auf der Jagd nach Kleinfischen im Fjord beobachten. Wenn du mit dem Kajak auf dem Fjord unterwegs bist, achte auf das charakteristische Blasgeräusch der Wale, wenn sie zum Luftholen auftauchen.

Schwertwale

In unregelmäßigen Abständen tauchen im Nærøyfjord und im Aurlandsfjord auch Gruppen von Schwertwalen (Orcas) auf. Dann stehen sowohl Robben als auch Schweinswale auf dem Speiseplan. Der Schwertwal ist die größte Delfinart, er kann bis zu 10 Meter lang werden und wiegt 6–8 Tonnen. Es ist ein fantastisches Erlebnis, ihn neben dem Boot auftauchen zu sehen.

Killerwal, der in der Wasseroberfläche schwimmt.

Vogelwelt

Die Region bietet eine abwechslungsreiche Vogelwelt, von Kormoranen, Enten und Seeadlern entlang des Fjords bis hin zu Goldregenpfeifern, Schneehühnern und Blaukehlchen in den Bergen. Im Frühling sind die bewaldeten Berghänge erfüllt vom Gezwitscher und Gesang der Vögel, und Sümpfe und Feuchtgebiete sind wichtige Lebensräume für Watvögel und Enten. Es empfiehlt sich, ein Fernglas mit auf die Tour zu nehmen!

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Seeadler

Der Seeadler brütet an mehreren Orten entlang der Fjorde, und nicht selten sieht man ihn in einem Baum in der Uferzone sitzen oder auf der Suche nach Futter tief über den Fjord segeln sehen.Seeadler ernähren sich hauptsächlich von Fischen, Seevögeln und Aas. Mit einer Flügelspannweite von über zwei Metern ist er der größte Vogel in Norwegen. Adulte Seeadler lassen sich leicht an ihren weißen Schwanzfedern erkennen.

Bergvögel

Der Wiesenpieper ist der wohl häufigste Vogel in den Bergen, aber er ist nicht so leicht zu entdecken. Dafür ist er leicht am Gesang zu erkennen, wenn er zum Singflug ansetzt, aufsteigt und wieder herabgleitet, während er aus voller Kehle singt. Ein weiterer bekannter Vogellaut in den Bergen ist der klagende Gesang des Goldregenpfeifers. Darüber hinaus stehen sowohl im Sommer als auch im Winter die Chancen recht gut, ein paar Schneehühner aufzuschrecken.

Sumpfvögell

Seen und Feuchtgebiete sind für zahlreiche Vögel wahre Oasen. Aus eben diesem Grund ist das Naturschutzgebiet Grånosmyrane eingerichtet wurde. Hier nisten und anderem Sporn- und Schneeammern, Meerstrandläufer, Mornell- und Goldregenpfeier sowie Alpenschneehühner.

Auerhahn auf einem Felsen, Winter.
Birkenfink, Vogel in einer Birke.

Pflanzenwelt

Das sich vom Fjord bis ins Hochgebirge erstreckende Areal des Welterbeparks bietet eine abwechslungsreiche Vegetation. Die Spannweite von den wärmeliebenden Edellaubwälder am Fjord bis hinauf ins Hochgebirge, wo die auf Steinen und Felsen wachsenden Flechten und Moose dominieren, ist enorm.

Blumenwiese.

Wald

In den Naturschutzgebieten Bleia und Nordheimsdalen kannst du urwaldähnliche Kiefernwälder durchwandern. Sie verfügen über eine reiche biologische Vielfalt. Totholz bietet hervorragende Lebensbedingungen für Mikroorganismen und Insekten, die wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Tiere darstellen.

Entlang des Aurlandsfjords und des Nærøyfjord gedeihen Edelhölzer, die sich in mildem Klima besonders wohlfühlen. Bei Morki am Nærøyfjord wächst ein üppiger Lindenwald, wo unter anderem auch das seltene Süßgras Cinna latifolia gedeiht. Diese Art ist speziell an Edellaubwälder angepasst.

Urmohn

Der Urmohn (Papaver radicatum ssp. relictum, eine Unterart des Arktischen Mohns) wächst unzugänglich auf Erdrutschen in der steilen Schlucht Insta Dryfta, zwischen 350 und 900 m. ü. d. M. Diese zarte Blume wuchs hier wahrscheinlich schon vor der letzten Eiszeit, weshalb sie von erheblichem wissenschaftlichen Wert ist. Bislang wurde der Urmohn lediglich an einem weiteren Ort in Norwegen, in Helin in Valdres, registriert. Der Urmohn ist eine Pionierart, die auf lichten Ebenen in mineralischen Böden wächst, ohne Konkurrenz durch die vorhandene Vegetation. Er ist äußerst widerstandsfähig und wächst an Orten, die so felsig und instabil sind, dass kaum andere Pflanzen gedeihen.

Gebirgsflora

Aufgrund des Anorthosits im Grundgestein ist die Vegetation eher spärlich. Stellenweise gibt es allerdings Streifen mit Phyllit, wo anspruchsvolle Gebirgspfanzen wie die weiße Berghöswurz, eine seltene Orchideenart, das gelbe Bergveilchen und die weiße Silberwurz gedeihen. An mehreren Orten, unter anderem im Naturschutzgebiet Bleia, gibt es Silberwurzheiden. In der Schlucht Hausagjelet wurden Pilz- und Flechtenarten registriert, die auf der roten Liste stehen.

Blumenwiesen

Dort, wo das Heu jährlich geerntet nicht gedüngt wird, entstehen artenreiche Blumenwiesen. Solche wertvollen Heuwiesen findest du unter anderem zwischen Undredal und Stokko, in Dyrdal und auf vielen Bergbauernhöfen. Es dauerte viele Jahre, die reiche Artenvielfalt aufzubauen, weshalb der Schutz und die Erhaltung der Heuwiesen besonders wichtig sind. Hier wachsen unter anderem Glockenblumen, Echtes Johanniskraut, Echten Ehrenpreis, Gänseblümchen, Teufelwurz, Hornklee, Mücken-Händelwurz, Fuchs‘ Knabenkraut und viele andere Blumenarten. Die Blumenwiesen sind wichtige Lebensräume für Sommervögel, Hummeln und Bienen.

Blumen.
Urmohn

Insekten

Insekten sind faszinierende Lebewesen, die sowohl für den Menschen als auch für andere Arten lebenswichtig ist. Sie machen fast die Hälfte aller bekannten Arten in Norwegen aus.

Kleines Fünffleck-Widderchen.
Insekten wandeln tote Pflanzen und Tiere und wertvollen Hummus um, bestäuben die Pflanzen, damit sie Samen bilden können, und stellen eine wichtige Nahrungsquelle für unzählige Vögel, Fische und Fledermäuse dar. Sie sind daher für das Überleben zahlreicher Pflanzen und Tiere unerlässlich. Auch für uns Menschen sind sie essenziell – Tatsache ist, dass wir ohne Insekten nicht zurechtkämen.

Das Insektensterben nimmt kontinuierlich zu. Aus diesem Grunde sind Schutzgebiete als unbedrohte Lebensräume für das Überleben der Insekten von entscheidender Bedeutung. Im Welterbegebiet ist es besonders wichtig, die alte Kulturlandschaft mit ihren Heuwiesen und Weideflächen zu erhalten, da diese zahlreichen Insekten als Lebensraum dienen.

In den offenen Erdrutschgebieten und Heuwiesen entlang der Fjorde wurden viele seltene und gefährdete Schmetterlingsarten wie das Sechsfleck-Widderchen, das Platterbsen-Widderchen, der Schwarze Apollo und der Baum-Weißling gefunden. Der Lebensraum dieser gefährdeten Schmetterlingsarten muss unbedingt erhalten werden, sonst riskieren wir, sie für immer zu verlieren.

Wiesenhummel auf Nordischem Eisenhut